Bilanz – mein Leben in einem kapitalistischen Land – Teil 19

Was könnte unsere Aufgabe im Multiversum sein?

Während ich Euch zunächst einmal nach und nach ein paar schöne Fotos hier dazustelle, die ich ab dem 11.12.17 so finde wie das links vom ersten Schnee in diesem Winter, als Thunder und Boomer noch gelebt haben, Chiwa und Prima noch bei uns waren, es mir gesundheitlich noch besser ging und vieles mehr, möchte ich mal ein wenig philosophieren, nämlich darüber, was der Mensch eigentlich für eine Aufgabe in diesem Multiversum haben könnte, das so gigantisch groß und in dem wir so winzig klein sind.

Ich hatte heute Nacht wieder einen wirklich sonderbaren Traum .. vielleicht deshalb, weil ich ja weiß, dass ich vorhabe, über dieses Thema zu schreiben ..aber er erinnerte mich an den Traum, den ich mal hatte, der mir sagte, ich muss unbedingt mein drittes Kind bekommen, denn das würde eine Tochter werden und die würde auch ein Kind bekommen, einen Jungen, der dann später mal die Aufgabe hätte, den Teufel zu besiegen.
Sonderbar nicht?

Ich habe davor auch schon vollkommen realistisch geahnt, dass ich von meinem 1. Mann mal 4 Kinder bekommen würde und eines verlieren .. ein Mädchen, einen Jungen, eine Fehlgeburt dazwischen und noch ein Mädchen und noch einen Jungen .. das mit 16 .. und das ist später genauso eingetroffen.
Und meine 2. Tochter, also mein 3. Kind, hat auch einen Sohn bekommen. Sie kannte diesen komischen Traum von mir und nannte meinen Enkel deshalb Raphael wie den einen Erzengel aus der Apokapypse.

Vor ein paar Wochen brachten australische Forscher einen unheimlichen Bericht in die Presse, der sich damit beschäftigt, dass bereits im Jahr 2050 die Klimakatastrophe unsere Welt so heftig aus den Fugen gebracht haben könnte, dass sie für Menschen unbewohnbar geworden sein könnte, wenn wir nicht endlich Vernunft annehmen und unser Verhalten ändern.
Ich habe dabei an meine Enkel denken müssen, die anders als wir selbst da ganz sicher noch nicht tot sein werden.

Jürgen und ich haben viel über dieses Thema geredet.
Wie klein sind wir eigentlich .. was ist Leben? Welchen Sinn macht das Leben? Und vor allen Dingen, welche Aufgabe haben wir winzig kleinen Menschen in so etwas Gigantischem wie dem Multiversum.
In uns lebt etwas, das anderen Zeiten unterliegt wie beispielsweise unsere Zellorganellen, die in uns leben und sterben und dabei unseren Körper am Leben erhalten .. wie Botenstoffe und vieles mehr.

Und wir? Wir leben auf diesem Planeten und machen uns Gedanken darüber, der Mittelpunkt der Welt zu sein.
Das sind wir ganz sicher nicht. Auch Jürgen denkt das, nicht nur ich.
Irgendwann wird unsere Sonne zu einem riesigen Feuerball werden und alles verbrennen, was in der Nähe ist .. auch die Planeten um sie herum wie unsere Erde .. und irgendwann wird unsere Milchstraße mit einer anderen Galaxie zusammenprallen .. auch das weiß man bereits, auch wenn es für uns unendlich lange Zeit weg ist.

Tja .. grundlos wird es uns dennoch nicht geben, auch wenn wir ganz bestimmt nicht das sind, was wir uns einbilden zu sein .. das Allerwichtigste im Multiversum.
Wir werden da irgendeine Aufgabe haben.
Vermutlich gibt es Lebewesen wie uns nicht nur auf unserem Planeten, sondern an vielen Orten, nicht nur in unserer Milchstraße, nicht nur in unserem Universum, sondern auch überall im Multiversum, denn ich bin überzeugt davon, dass es nicht nur ein Universum, sondern auch ein Multiversum gibt.

Vielleicht sind es Erinnerungen .. vielleicht sind es aber auch Kontakte mit Orten, wo es uns nochmal gibt … genauso oder in einer vorherigen oder weiteren Entwicklungsstufe .. die uns solche Dinge träumen oder denken lassen wie mich, dass ich die Aufgabe hätte, von einem bestimmten Mann eine bestimmte Anzahl an Kindern zu kriegen und auch großzuziehen.
Ich sage immer zu meinem 2. Mann, es sollte so sein, dass wir genau diese 6 Kinder mit genau diesen Ex-Partnern bekommen haben und die auch Enkel haben von ganz bestimmten Partnern .. das ist Vorsehung.

Dass wir beide uns erst im Alter gefunden haben und noch das erleben dürfen, was man Vertrauen in den Partner nennt, das sollte genauso so sein wie die Tatsache, dass unsere Kinder uns im Alter weitgehend im Stich gelassen haben, warum auch immer sie das taten, denn wir haben die Kinder doch alle beide sehr geliebt und unser Bestes getan, sie so gut wir konnten zu erziehen, zu umsorgen, zu lieben.
Das tut weh .. dennoch ist es in meinen Augen so, dass wir genau das Gleiche in jedem neuen Leben mit genau den gleichen Partnern, Kindern, Enkeln und so weiter neu erleben sollen .. uns vielleicht dabei weiterentwickeln und sie ebenfalls.

Dass das gesamte Multiversum einer Entwicklung unterliegt .. also einer Evolution (in der es auch den Menschen vermutlich irgendwann gar nicht mehr geben wird wie vieles vor uns), auch davon gehe ich aus.
Dennoch haben wir im Hier und Jetzt und vermutlich auch vielerorts in gleicher Gestalt oder einer ähnlichen, durchaus irgendeine Aufgabe zu erledigen.
Und nun dazu, was ich heute wieder Skurriles geträumt habe .. nämlich wegen meinem Enkel Raphael von meiner Tochter Esther.

Das was er mal tun könnte, wäre eine Art Kommunikation …sowas wie Zeitreisen zwischen den einzelnen Orten, wo es Menschen gibt, möglich zu machen .. aufzuzeigen, was wir besser machen können, um zu verhindern, dass die Menschen so dumm sind, dort wo sie ihre Aufgabe bekommen haben, ihre eigenen Planeten zu zerstören, sondern sie sollen lernen, diese Planeten zu erhalten.
Skurril .. vollkommen verrückt .. ist mir auch klar, aber genau das habe ich heute Nacht wegen Raphael geträumt. Es sind ja noch 30 Jahre hin und die Menschen müssen was tun.

Als ich vor Jahrzehnten träumte, dass ich von meinem Ex 4 Kinder bekäme und meine Tochter Esther den Raphael … dass wir mal durch die globale Erwärmung wirklich, wenn er erwachsen ist, apokalyptische Zustände auf diesem Planeten angerichtet haben könnten, ich habe das damals doch gar nicht ahnen können.
Und trotzdem macht das, was ich damals geträumt habe, auf sonderbare Weise heute sogar Sinn und könnte real werden.

Ich vererbe überdurchschnittliche Intelligenz .. und mein Mann Jürgen tut das auch .. wir sind nämlich beide hochbegabt.
Wir haben uns ja im Alter mal zusammengetan, weil wir zu der Erkenntnis gekommen sind, dass wir uns gegenseitig jedenfalls verstehen und uns so nicht gegenseitig ablehnen …auch welche unserer Kinder sowie Enkel könnten das geerbt haben.
Und um auf diesem Planeten noch was zu schaffen, um dessen Untergang aufzuhalten, braucht es Menschen mit Hirn .. und zwar bei denen im Alter unserer Enkelkinder.

Wir haben inzwischen diverse Wahlen miterlebt, seit ich meinen letzten Teil von Bilanz schrieb.
Viele Menschen haben Angst, weil ganze Flüchtlingsschwärme über unseren Planeten wandern .. die reagieren böse und rechtsradikal darauf.
Andere tun das nicht, sondern denken das Gegenteil, wir müssen was gegen die Fluchtursachen tun. Dazu gehören auch Jürgen und ich.

Wir beide leben in bitterster Armut, auch jetzt, wo ich schon im Rentenalter bin … trotz Intelligenz und obwohl wir beide früher mal beruflich wirklich das waren, was man erfolgreich nennen kann.
Die Menschen fluchen.
Die etablierten Parteien erleben gerade, dass sich extrem viele Menschen von ihnen abwenden und die Leute plötzlich ganz anders wählen als noch vor einigen Jahren .. die fangen an zu denken.

Kürzlich war die Europawahl und die etablierten Politiker waren schockiert über das Wahlverhalten und vor allen Dingen die hohe Wahlbeteiligung des Wahlvolkes.
Ich habe diese Wahl noch nie so erlebt. Früher lief das so nebenbei, ich bin gar nicht wählen gegangen.
Jetzt ja … und da Jürgen und ich uns für grün wählen entschieden habe, erlebten wir, dass wir damit viele Gleichgesinnte hatten .. und die Altparteien staunen, wie sowas angehen kann.

Silvester verlief gut …Thunder blieb genauso ruhig beim Silvesterfeuerwerk wie seine Stuten Chiwa und Prima.
Aber das Jahr 2018 sollte kein glückliches Jahr für uns werden.
Unsere gemeine Weidenachbarin und unsere noch viel gemeinere frühere Freundin, die ich nur noch M.S. und nicht mehr beim Namen nennen darf, weil sie mich deshalb verklagt hat (obwohl sie ja hinter uns rumtratscht wie nichts Gutes, nur tut sie das immer heimlich, ist ja so hinterhältig) haben uns Schlimmes angetan.

Auch wenn wir hier Anfang 2018 noch nichts ahnten und uns nur aufzuregen begannen, weil ständig ungesunde Dinge wie mit Streusalz durchsetztes Kantengras, verschimmelte Heulage oder sogar extra von den Baumstämmen gerissener Efeu auf die Weide geschmissen wurden oder laufend ein großer Hund auf unserer Koppel und auch der Schafsweide rumlief, was man an den Spuren im Schnee genau sehen konnte, wohl auch die Pferde und Schafe gehetzt hat, denn einmal haben sie in Panik den ganzen Zaun eingerissen, waren aber nicht weggelaufen …die Facebook-Hetze unserer beiden Stalkerinnen begann ein ganzes Geschwader an Mitläufern anzuziehen. Und Thunder hatte keine Chance, sich so bei uns zu erholen.

Wir haben später noch mehr über Thunders Vorleben herausgefunden, weil wir den alten Bauern fanden, der ihn mal verschenkt hat.
Auch er wurde eigentlich nur mit Gewinn als ursprünglich mal verschenkter Beisteller weiterverkauft und wir von der Frau, die ihn uns verkauft hat, auch belogen. Sie hat uns nicht die volle Wahrheit über seine Vergangenheit gesagt und wirklich alles recherchieren haben wir auch nicht mehr können.

Wir werden nie mehr erfahren, ob Thunder vielleicht schon eine tödliche Krankheit im Leib hatte, als er bei uns ankam und sowieso keine Chance mehr.
Aber falls er die gehabt haben sollte .. er war natürlich durch sein Vorleben als Pferd aus Ostblock-Haltung geschwächt und hätte nicht auch noch so viel schädliches Futter über den Zaun gebraucht … spätestens das hat ihm den Rest an Gesundheit, die er noch in sich gehabt haben könnte, dann bestimmt geraubt .. und er starb uns am 8. März 2018.

Danach erlebten wir vieles. Von manchen Menschen wirklich eine Welle von Hilfsbereitschaft, aber auch von seiten dieser früheren Freundin M.S. und seltsamerweise da weniger ihrer Freundin, unserer damaligen Weidenachbarin, eine regelrechte Facebook-Hexenjagd hinter uns her .. sowas erleben zu müssen im Alter und totunglücklich, weil einem gerade ein Pferd gestorben ist, das man ja geliebt hat … das kann man gar nicht beschreiben.
Mein Mann war tagelang durch diese Hexenjagd so in Panik, der zitterte am ganzen Leib und sagte, er kann einfach nicht mehr. Ich war nicht weniger in Panik und bin schwer herzkrank und soll mich nicht aufregen.

Trotzdem hätte ich mir das nie und nimmer verziehen, unsere beiden verbliebenen Pferde nun irgendeiner ungewissen Zukunft auszusetzen.
Ich musste durchhalten und habe auch durchgehalten, bis ich den Platz auf dem Gnadenhof gefunden hatte, wo die beiden nun gemeinsam mit noch 6 anderen alten Pferden, zwei Ochsen und diversen anderen Tieren leben und es wirklich gut haben, was wir auch mitkriegen.

Was mir dabei dann allerdings passiert ist war, mein sowieso so schwaches Herz hat dabei so viel Schaden genommen .. ich bin ein körperliches Wrack geworden .. was ich trotz Herzinsuffizienz in dem Maß eben vorher nicht ansatzweise war.
Und auch wenn ich mir noch so viel Mühe gebe, bisher ist das auch noch immer nicht wieder besser geworden, es wird eher schlimmer mit der Zeit.

Dazu kommen dann Kinder, die solche Dinge sicherlich durchaus wissen, aber am besten ignorieren .. sich nicht kümmern und auch gar nicht kümmern wollen.
Wo ich oft denke, vermutlich werde ich sterben, ohne noch zu erleben, dass sie wieder da wären, was ich mir ja so wünschen würde .. aber auch meine Mutter hat sich das gewünscht und musste sterben, ohne dass ihre Enkel, die sie alle gemeinsam mit mir großgezogen hat, wirklich so intensiv für sie dagewesen wären, wie sie das vor ihrem Tod gebraucht hätte.

Mein Jüngster hat am 1. Juni 19 sogar geheiratet und alles getan, damit ich das gar nicht mitkriege .. auch sowas zu erleben und nichtmal zu wissen warum, das gibt immer wieder einen Stich in mein sowieso so angeschlagenes Herz .. das tut so weh.
Noch ein paar Wochen vorher hat er zumindest per E-mail ganz normal mit mir geredet .. und dann das und auf meine Fragen warum kam keine Antwort mehr genauso wenig wie auf meine Nachricht, unser Boomer ist gestorben.

Denn unser kleiner Hund, der hier auf den Bildern im Frühling 2018 noch so fröhlich immer dabei ist, ist uns am 13. Mai 19 leider auch gestorben.
Von den Fotos her bin ich nun bei welchen angekommen, die noch vor Thunders Todestag liegen .. die sind aus Februar 2018.
Ich habe mich kürzlich entschlossen zu versuchen, ob ich einen Schwerbehindertenaus mit Merkzeichen G und B bekommen kann und mit etwas Glück vielleicht sogar einen Pflegegrad. Aber das wird alles zu viel auf einmal hier.
Für diesen Teil ist es für heute genug .. es wird sonst auch viel zu lang zum Lesen.
Ich mache bald mit Fotos vom 12. Februar 18 weiter, die ich unter dem Titel „Trotz Sonne … die Grippe war bei mir nun doch stärker“ in den Blog gestellt habe.
Da erzähle ich dann auch weiter, was sonst noch alles passiert ist … 2018 und später und auch aktuell.
Bis bald dann mit Teil 20 …aber nun ist es genug und ich muss mal was kochen für uns und mich ein wenig ausruhen.
LG Renate

Ursprungslink: https://unserelebensgeschichte.blogspot.com/2019/06/bilanz-mein-leben-in-einem.html

Bilanz – mein Leben in einem kapitalistischen Land – Teil 12

Der Tod meiner Mutter, viele schreckliche Monate und dann ein neuer Lichtblick

Als ich Jürgen brauchte, um meiner todkranke Mutter für die Klinik fertigzumachen, erlebte ich das Jobcenter als rasend schnell und effektiv. Über das dortige Callcenter landete ich binnen kürzester Zeit am Telefon unserer damaligen Fallmanagerin, einer sehr netten jungen Frau, die Jürgen sofort nach Hause kommen ließ.
Als wir in der Klinik ankamen, mussten wir zunächst sehr lange warten. Ein unglaublich unfreundlicher, regelrecht abweisender junger Arzt rief mich rein und erzählte mir was davon, ob ich lebensverlängernde Maßnahmen für meine Mutter wolle. Als er mein entsetztes Gesicht sah und wohl dachte, ich würde ihm heulend um den Hals fallen oder dergleichen, herrschte er mich an, ich dürfe ihn nicht anfassen, da würde er nicht mögen. Ich hatte hingegen überhaupt nicht verstanden, was dieser Mann mir hatte sagen wollen, sondern sagte ihm, was für einen Unsinn er eigentlich von sich geben würde, meine Mutter hätte eine Magengrippe und bräuchte dringend einen Topf, damit sie nicht austrocknet, denn sie würde sich schon lange ständig übergeben und weder Essen noch Trinken blieben drin.
Als wir zu Hause waren, rief uns der Chefarzt an und redete wieder davon, ob ich nun lebensverlängernde Maßnahmen wollen würde oder nicht. Ich hatte inzwischen überlegt, was dieser Chaot von einem Notarzt mir eigentlich hatte mitteilen wollen und fragte dann nach, der Arzt möge mir doch bitte erstmal erklären, was eigentlich genau los sei, was meine Mutter hätte. Er sagte dann, sie hätte Nierenversagen, das sei tödlich. Sie könne an Maschinen noch einige Wochen überleben, aber sie würde da nie mehr von weg kommen und ohnehin sterben, so langsam, ohne Maschinen unter Morphium schneller in wenigen Tagen sterben. Ich sagte, dass ich darüber dann mit meiner Mutter zunächst einmal selbst reden würde und gleich in die Klinik kommen würde. Und ich würde vorher noch sofort alle meine Kinder benachrichtigen.
Manuel habe ich nicht angerufen. Der letzte Anruf hatte mich so mitgenommen, dass ich Angst vor noch so einem Gespräch hatte. Ich habe ihm deshalb eine E-mail geschickt, seine Oma läge im Sterben, wenn er sie nochmal sehen wolle, müsse er sofort kommen. Telefoniert habe ich dann nacheinander mit allen anderen Kindern. Ich weiß heute nicht mehr, wen ich zuerst angerufen habe. Mit Vanessa und Marius ging es ohne Streit ab. Vanessa kam auch sofort mit mir gemeinsam ins Krankenhaus und das war sehr gut. Aber mit Esther ging es nicht ohne Streit ab, und das hatte einen Grund. Als ich sie fragte, wie es ihr ginge, erzählte sie mir, sie hätte Nixe, Reno, Max, Filia und Rika verkaufen müssen. Ich frage dann an wen und sie sagte mir, sie würde mir nicht sagen, wem sie Nixe und Reno verkauft hätte. Daraufhin weiter noch ein vernünftiges und freundschaftliches Gespräch mit ihr zu führen, war mir nicht mehr möglich. Meine Mutter starb, meine Tochter hatte meine !!!! beiden Pferde, die ich gekauft und ihr doch nur so überlassen hatte, aber nicht zum Verkaufen, einfach verkauft und teilte mir noch nichtmal mit, an wen. Auch wenn sie sicher Gründe dafür hatte, auch schwerwiegende, die ich heute erahnen kann. Etwas viel Schlimmeres gibt es wohl kaum noch, als so zu reagieren, wenn man gerade den Anruf erhält, dass die eigenen Oma im Sterben liegt. Ich weiß nur von Vanessa und Marius, dass sie bei meiner Mutter vor ihrem Tod in der Klinik waren, Marius hat aber nicht mehr mit ihr reden können, sie stand dann schon unter Morphium und war nicht mehr bei Sinnen.

Vanessa in der Tierarztpraxis, wo sie arbeitet

Vanessa half mir sehr bei der Entscheidung, was ich tun sollte. Ich hatte nach allen den Erlebnissen mit den Ärzten in dieser Klinik kein Vertrauen zu ihnen, aber ich vertraute meiner Großen, als sie mir sagte, meine Mutter würde einen Ammoniak-Geruch ausströmen, der typisch für Nierenversagen sei. Sie hätte schon hunderte von Hunden, Katzen und anderen Tieren mit eingeschläfert, die an Nierenversagen gestorben seien, die würden immer so gerochen haben. Ich könnte den Angaben der Ärzte deshalb Glauben schenken. Nun musste ich mit meiner Mutter darüber reden. Sie war vollkommen klar, ganz anders als im Jahr davor, wo sie nach ihrer Rückkehr aus der Klinik fast immer vollkommen wahnsinnig gewesen war. Sie hat mir erzählt, sie hätte sich immer ein Kind gewünscht und als ich geboren worden wäre, wäre ich die Erfüllung ihres größten Wunsches gewesen. Sie hätte mich immer über alles geliebt, sei aber auch immer eifersüchtig auf jeden Mann gewesen, der in meine Nähe gekommen sei. Aber sie sei nun froh, wo sie gehen müsse, dass ich mit Jürgen einen guten Mann an meiner Seite hätte, der für mich da sein würde, da sei sie sicher. Sie sagte, ich solle das tun, was am besten für sie sei, damit das Sterben nicht so schlimm sein würde. Ich habe ihr versprochen, ich würde alles tun, ihr das Sterben so leicht wie möglich zu machen. Ich werde dieses letzte Gespräch mit meiner Mutter nie vergessen.

Ein altes Foto von Mama und mir mit meinen Großeltern

Meine Mutter war nie einfach und ich glaube kaum, dass es viele Mütter gibt, die ihre Kinder so sehr in Anspruch nehmen wie es meine Mutter mit mir getan hat. Dennoch bin ich heute froh, dass ich immer für sie da war, auch wenn sie nicht die perfekte Mutter war. Es gibt sicher kaum einen Menschen, der mich so geliebt hat wie es meine Mutter tat. Vielleicht tut es der Jürgen, sonst niemand.
Am 29.09.2011 hatte meine Mutter es überstanden. Meine Tochter Vanessa hatte schon zwei Tage vor ihrem Tod gesagt, jeden Hund würde man jetzt einschläfern, aber ein Mensch muss sich leider so lange quälen, bis er von allein stirbt.

Sie sah sehr friedlich aus, als Jürgen und ich sie in dieser Nacht noch einmal in der Klinik besuchen fuhren. Als wir wieder zu Hause waren, miaute ihre Katze sehr lange durch die Wohnung. Das war sehr eigenartig und nicht typisch für Blanka. Jürgen ist nicht fromm, aber er sagte zu mir, Oma ist hier, Blanka auf Wiedersehen sagen. Vielleicht war sie ja wirklich noch einmal hier, bevor sie ihre letzte große Reise angetreten ist.

Blanka

Die Beerdigung meiner Mutter war ebenfalls eines der schrecklichsten Erlebnisse meines Lebens. Manuel kam gar nicht. Vanessa kam mit Janin und Marc. Warum hat sie sie nicht noch einmal mit zu ihrer Oma gebracht? Was hatte meiner Mutter nach ihrem Tod denn noch davon, dass die Kinder bei ihrer Beerdigung waren? Esther kam. Sie sah grauenvoll aus, mager und schwer krank. Ich weiß, dass sie irgendwann einen schlimmen Autounfall hatte. Ich weiß nicht wann, wir haben nur einmal telefoniert und da hat sie mir davon erzählt. Vielleicht war dieser Unfall der Grund dafür, dass sie Nixe, Reno, Max, Filia und Rika verkaufen musste. Ich vermute das. Auch was mir später Einsteller von ihr erzählt haben, die nicht dort geblieben sind, dürfte mit diesem Unfall und den Folgen zu tun haben, denn was diese Leute sagen, passt nicht zu dem, wie ich den Hof meiner Tochter selbst erlebt habe. Solange ich dort sein konnte, was dort alles ordentlich und gut organisiert und die Pferde hatten es gut. Beide setzten sich nicht zu mir, sondern auf die andere Seite der kleinen Friedhofskapelle. Bei mir waren nur Ela und zwei andere Freunde aus Preetz, um Jürgen und mir Beistand zu leisten, nicht meine Kinder. Marius kam zu spät und setzte sich auch zu seinen Schwestern und meinen beiden Enkeln.

Am Grab meiner Mutter standen meine Kinder auf einer Seite, Jürgen und ich und unsere Freunde auf der anderen. So etwas erleben zu müssen, grenzt an eine Herzlosigkeit, die grenzenlos ist.
Marius ging zuerst mit seinen Schwestern mit, um dort nach der Beerdigung mit beiden eine Weile zusammenzusein, kam danach zu Jürgen und mir nach Hause. Der Konflikt, in dem er steckte, war ganz sicher nicht einfach für ihn.

Marius

Ich half ihm damals, er brauchte dringend Geld, weil das Bafögamt nicht überwiesen hatte. Er musste deshalb sein Studium unterbrechen, fing danach wieder an, aber jobbte dann ohne Bafög, weil das grundsätzlich nicht funktioniert hatte. Viele Monate nach Omas Beerdigung erreichte ich Marius überhaupt nicht mehr, weil ich nicht wusste, wo er wohnte. Er hat sich irgendwo bei Freunden durchgeschlagen, hat er mir erzählt. Meldete sich erst über ein Jahr später wieder bei mir, als er anderswo wieder eine eigene Wohnung hatte. Ich war inzwischen einmal dort, als Marius Jürgen und mir wegen unseres damals defekten Computers half. Er wohnt dort mit einem Freund zusammen, den er schon lange kennt. Der junge Mann ist schon seit 2013 der neue Lebensgefährte meiner Tochter Esther und wurde ihr Partner, nachdem sie erfahren hatte, dass ihr Mann Jan und Imke, die Ex von Marius, bereits seit 8 Jahren !!!!! ein Verhältnis gehabt haben. Das war auch schon so, als Esther und Jan geheiratet haben und als Esther Jans Wunsch erfüllte, dafür zu sorgen, dass Raphael seinen Nachnamen statt den seines richtigen Vaters bekommen hat. Selbst mein Ex Hansi sagt, dieses Verhalten muss man nicht verstehen und dafür gibt es auch keine Entschuldigung. Irgendwann hat Marius mir erzählt, meine Familie würde sagen, ich würde mir wünschen, dass er schwul sei, aber das sei er nicht, es sei immer nur eine Wohngemeinschaft mit einem guten alten eben männlichen Freund gewesen. Ja, warum denn nicht? Aber warum kann ich denn diesen Freund nicht kennenlernen? Auch wenn mein jüngster Sohn uns besucht, muss ich dieses Verhalten nicht verstehen.

Esther mit ihrem neuen Partner Matthias, ich fand es im Internet

Ich selbst musste für das Sozialamt allen meinen Kindern und auch deren Partnern ein Formular bringen wegen der Beerdigungskosten. Der Bestatter hatte mir allerdings gesagt, die Kinder müssten keine Angst haben, es gäbe viele Urteile der Sozialgerichte, dass weder Enkel noch deren Partner etwas zahlen müssten, wenn es Kinder seien, denn die seien zuständig. Ich habe das auch allen meinen Kindern so erklärt. Ob es mein Schwiegersohn von Esther verstand, weiß ich nicht, er ließ uns nicht rein, um mit Esther zu reden, er brüllte rum, er würde uns wegen Hausfriedensbruch anzeigen. Später hat er dem Sozialamt Preetz die Angabe gemacht, ich hätte von meiner Mutter in Chiwa und Prima zwei wertvolle Pferde geerbt. Chiwa und Prima haben meiner Mutter nie gehört und außerdem sind sie nicht wertvoll. Ich hatte diesbezüglich aber Hilfe, und zwar sowohl von der Sachbearbeiterin beim Preetzer Sozialamt und auch von meiner Fallmanagerin, die mir beide bescheinigt haben, dass Chiwa und Prima keinen Wert haben und sie schlachten zu lassen, um den Schlachtpreis zu verwerten, gegen das Tierschutzgesetz verstoßen würde.

Ich wünsche meinem nun ja Ex-Schwiegersohn, dass er irgendwann für alles, was er mir angetan hat, die gerechte Strafe bekommt, und zwar von Gott.
Ich sollte noch eine weitere Grausamkeit erleben, und zwar in dem Bokseer Stall, wo unsere Pferde damals ihren Pensionsplatz hatten. Schon als wir die Pferde dort eingestellt hatten, hatten wir gesagt, es könnte einmal schwierig werden, wenn meine Mutter sterben würde, denn diese Situation könnten wir durch nichts abfedern. Man bekommt das Pflegegeld nur so lange, wie man auch pflegt, es gibt keine Übergangszeit, um sich einen Job zu suchen, kein Arbeitslosengeld, nichts. Man fällt in ein riesengroßes soziales Loch. Unser Bauer gehörte zu den Menschen, die oft schon Tage vor dem Ersten immer fragten, ob schon Geld gekommen sei. Das war bei uns oft so, denn meine Mutter hat ja Sozialhilfe bekommen und die ging oft sehr früh ein. Nun aber hatte ich am 10. des Folgemonats nach Mamas Tod erst für ein Pferd bezahlt und wir suchten händeringend Arbeit. Sofort sprach dieser Bauer davon, Prima verkaufen zu wollen. Er ließ uns keine Zeit, noch nicht einmal einen Monat, um nach Mamas Tod finanziell auf die Beine zu kommen.

Chiwa und Prima

Hilfe hatten wir von einem alten Freund aus meinen Kindertagen, der dann erstmal den Stall für Prima bis Ende des Jahres bezahlt hat. Ich hatte ihn bei stayfriends wieder gefunden, er hatte seine Frau verloren und wusste, wie schwer man nach einer Beerdigung wieder auf die Beine kommt. Er sagte, er würde gern helfen, ich hätte auch schon oft jemand geholfen und ihm sei auch schon in der Not geholfen worden. So würde er das Leben verstehen. Auch zwei Forenfreundinnen halfen mit kleinen Summen für die beiden Pferde, bis wir wieder zugange kamen. Und eine davon gab mir außerdem den Tipp, mich als Texterin zu bewerben, denn sie würde sich auch so nebenberuflich Geld für ihre Pferde dazu verdienen.

Auch unsere Fallmanagerin half auf ihre Art, sie besorgte mir sofort einen 1-Euro-Job in Preetz, wo ich zu Fuß hin gehen und mir drei Monate lang jeden Monat 130 Euro dazu verdienen konnte.
In der Zwischenzeit hatten Jürgen und ich beide in dem Texter-Portal eine Zusage bekommen und unsere ersten Texte verfasst, die auch angenommen wurden. Im Laufe der Zeit haben wir noch ein zweites dieser Portale gefunden, wurden dort auch besser und höher gestuft, fanden einen Extra-Kunden, der auch ab und zu Aufträge schickt und wursteln uns so durch. Es ist ein harter, aber schöner Job, den wir beide heute machen. Wir sind Freiberufler und müssen aufstocken, aber die Freibeträge reichen, um unseren beiden Pferden das Überleben zu sichern.

Jürgen und ich 2015 im Stall

Es gibt heute für uns nach wie vor ein Auf und Ab, Höhen und Tiefen im Leben, aber so schreckliche Dinge wie damals, als meine Mutter ihr letztes Lebensjahr verbrachte, starb und begraben werden musste, haben wir bisher noch nicht wieder erlebt, sondern nur den ganz normalen Alltagsstress, den in Deutschland Millionen von Menschen erleben, die ihr Einkommen mit Hartz IV aufstocken müssen.
Mein jüngster Sohn musste aufgrund einer schweren unheilbaren Krankheit sein Studium abbrechen. Er hat einen guten Job und trägt es mit erstaunlich viel Fassung. Ich werde selbst sehr alt sein, wenn diese Krankheit ein Ausmaß erreichen könnte, dass sie wirklich schlimm wird. Das macht mir große Sorgen. Er hatte schon bei seiner Geburt einen so schweren Start ins Leben und es nie leicht und hat das einfach nicht verdient, aber das Leben ist eben nicht immer gerecht. Aber er lebt und ab und zu meldet er sich.

Marius im Frühling 2015

Das Jobcenter zu ertragen ist nicht immer leicht. Es ist nicht die Schuld der Sachbearbeiter, es liegt am System. Bei den Linken bin ich dennoch nicht mehr. Es haben mir einige Dinge in ihrem Parteiprogramm nicht gefallen. Ich wähle heute die Piraten, weil sie die einzige Partei sind, die das Bedingungslose Grundeinkommen versuchen würden einzuführen, von dem ich denke, es könnte unsere Welt in Deutschland positiv verändern und das Leben für viele Menschen so wieder lebenswert machen.

Für mich persönlich wäre aber auch das zu spät, um jemals wieder Vertrauen zu meinen drei ältesten Kindern haben zu können. Ich habe erlebt, dass sie mich alle im Stich gelassen haben, als ich in Not war und werde das nie vergessen können. Verzeihen, das ja, denn Kindern verzeiht man Dinge, die man niemand sonst verziehen würde, vertrauen aber, das niemals wieder.
Vor 2 1/2 Jahren fühlte ich mich krank und bekam eine Krebsdiagnose. Ich entschied mich dafür, mich nicht operieren zu lassen, weil die Gewebeproben meiner Schilddrüse keine Krebszellen enthalten haben. Als ich einige Monate später an einer Grippe erkrankte und Antibiotikum bekam, verschwand der Knoten an meiner Schilddrüse von alleine. Ich habe keinen Krebs, aber ich bin schwer herzkrank. Der Vertrauensarzt hat dem Jobcenter mitgeteilt, dass ich nur noch 2 bis 3 Stunden am Tag leichte Büroarbeiten machen darf. Mehr hält mein Herz nicht mehr aus. Das ist gut so. Sie werden mich in Zukunft dann sicher meine Arbeit als Texterin machen lassen.
Jürgen hat auch eine Untersuchung beantragt, denn er hat große Probleme mit seinem Rücken.
Unser Mietshaus wurde verkauft und wir wusten lange nicht genau, ob wir hier nach nun schon zwei Mieterhöhungen wohnen bleiben durften. Aber ich habe das hin bekommen mit der zu hohen Bruttokaltmiete, denn ich kann einen Raum als Büro bei der Anlage EKS absetzen. Ansonsten läuft eine Klage beim Sozialgericht, der wir uns angeschlossen haben, die schon jemand anders in einer ähnlichen Angelegenheit eingereicht hat. Man fragte uns, ob wir das abwarten möchten. Also habe ich ja dazu gesagt.
Dennoch sind das alles eher kleine Sorgen gegenüber denen, die wir davor haben erleben müssen.
Wir haben auch den Stall gewechselt und mit zweien danach viel Pech gehabt, die hier in der Nähe waren. Beim ersten stießen wir unvermutet auf einen Hengst und gingen weg, im zweiten erlebten wir, wie gefährlich Schimmel und Sumpfschachtelhalm im Futter sein können und Chiwa erkrankte wieder an Hufrehe, und das sehr schlimm. Im dritten hat sich Chiwa nun gut erholt und Jürgen und Ela sind letzten Sommer sogar ab und zu auf ihr geritten. Leider werden wir den Stall erneut wechseln müssen, denn dort wurde eine Reithalle gebaut und so entstanden diverse Probleme für uns. Das ist nicht schön, aber im Vergleich dazu, was wir schon alles erlebt haben, eine Bagatelle, die sich demnächst durch einen Stallwechsel wird lösen lassen.

2015 Jürgen reitet Chiwa wieder

Blanka hat Oma inzwischen mehr als vier Jahre überlebt und ist schon uralt. Boomer ist immer noch ein kleiner frecher Terrier und macht uns viel Freude.
Wir haben kein Auto mehr und laufen sehr viel zu Fuß, auch täglich in den Pferdestall von Preetz nach Reuterkoppel und zurück. Das hält uns körperlich fit. Im ersten Jahr sind wir alleine zum Stall und zurück eine Strecke gelaufen, die der nach Minsk und zurück entspricht.

Ela 2015 beim Reiten

Im August 2012 ist Jürgens Mama Lilo auch gestorben. Sie wollte leider nie, dass wir sie mit hier hoch nehmen. Sie wollte in Bad Nenndorf bei ihren Freundinnen bleiben. Bei ihrer Beerdigung war keine davon, aber so ist das im Leben wohl oft. Auch Jürgens Kinder kamen nicht zur Beerdigung ihrer Oma.

Ich mit Chérie sowie Jürgens Mama Lilo und meiner Mama

Wir lieben uns immer noch.
Ach ja, wir haben am 1.3.2013 übrigens geheiratet, auch wenn Jürgen und ich das nie vor hatten. Marius war dabei, als einziges unserer Kinder.
Diese Geschichte, die ich Bilanz genannt habe, erscheint in unserem Blog. Was ein Blog ist, haben wir als Texter gelernt. Jetzt, wo ich diesen Text veröffentliche, am 04.03.2016, hat dieser Blog schon mehr als 2,4 Millionen Leser gehabt. Ich wollte ja früher mal Journalistin werden, heute bin ich eine, wenn auch keine gut bezahlte.

Auf den Titel Bilanz für meine Biografie bin ich gekommen, weil ich aus meinem Leben eine recht bittere Bilanz ziehe.
Ich habe viel in den falschen Mann und unsere gemeinsamen Kinder investiert, sehr viel. Zurück bekommen habe ich nicht ansatzweise das, was ich gegeben habe. Es ist eine negative Bilanz in Bezug auf meine Familie.
Vielleicht werde ich andere Dinge in meinem Leben mit weniger Verlust abschließen können als mein Dasein als Ehefrau und Mutter, das mich im Nachhinein sehr enttäuscht hat. Dennoch gab es viele Jahre, von denen ich sagen kann, dass ich zwar nicht meine Ehe, aber meine Aufgabe als Mutter sehr geliebt habe und die Zeit mit meinen Kindern, als sie mich noch alle liebten und das auch gezeigt haben, sehr genossen habe.
Ach ja .. mein Ex-Mann ist schon wieder solo. Er unterhält sich mit mir. Er hat mir erzählt, dass auch das Leben mit seiner Babs, die mir selbst einmal erzählt hat, wie abgöttisch sie meinen Ex liebt, nur noch Krampf gewesen sei. Ich war offensichtlich nicht die einzige Frau, die ihm nach nur kurzer Zeit zum Hals raus hing. Das beruhigt mich irgendwie.Er macht Privatinsolvenz. Er sagt, er dürfe ja nicht sehr viel verdienen wegen der Insolvenz. Ich weiß, was das bedeutet. Ich kenne ihn zu gut, um es nicht zu wissen. Ich werde hier aber nicht sagen, was ich denke. Wer Bilanz bis hierhin verfolgt hat, wird es aber wissen. Momentan ist er sehr krank und am Knie operiert worden. Es wird Monate dauern, bis das geheilt ist. Es tut mir irgendwie leid und ich wünsche ihm, dass diese Operation gelungen ist. Wir haben uns vor einigen Monaten zufällig getroffen. Ich hasse meinen Ex nicht mehr, ich liebe ihn auch nicht mehr. Ob er irgendwann ein Freund werden kann, weiß ich noch nicht. Warum er ist wie er ist, habe ich im Laufe unserer Ehe gelernt zu verstehen und habe jetzt ja nicht mehr darunter zu leiden.
Jürgen und ich rechnen jeden Cent, selbst die kleinen Werbeeinahmen aus unserem Blog, gewissenhaft mit dem Jobcenter ab. Wir schimpfen über diesen Staat, bescheißen tun wir ihn aber nicht.
Irgendwann mache ich hier weiter, wenn ich dann noch leben sollte, was bei meinem schwachen Herzen länger oder auch kürzer der Fall sein könnte.
Also bis dann.
LG Renate

Ursprungslink: http://unserelebensgeschichte.blogspot.com/2016/03/bilanz-mein-leben-in-einem_95.html

Bilanz – mein Leben in einem kapitalistischen Land – Teil 11

So grausam können die eigenen Kinder sein

Meine Mama ca. 2009 mit uns in Boksee bei den Pferden

Meine Mutter jammerte ständig wegen ihrer Enkel. Deshalb habe ich im Frühling 2009 um die Osterzeit herum für sie ein Treffen mit allen Kindern und Enkeln arrangiert. Es tat mir weh, nicht selbst dabei sein zu können, denn schon damals durfte ich erleben, wie grausam meine eigenen Kinder mit mir umgingen. Das Treffen fand bei meinem Ex-Mann in der Wohnung und im Garten statt, der damals eine Wohnung in Klausdorf in der Nähe meiner jüngsten Tochter Esther gemietet hatte und noch mit seiner Freundin Katrin zusammen war. Ich versuchte damals vergeblich, dass meine Mutter mir irgendetwas darüber erzählen könnte, sie war geistig schon so weit weg, dass absolut nichts dabei rüberkam. Bei diesem Treffen waren alle Kinder, Schwiegerkinder und Enkel dabei, auch Anni, Manuels Frau und Imke, die Ex-Freundin von Marius. Mein Ex-Mann und seine Katrin waren natürlich auch da.

Meine Nachfolgerin Katrin bei Esther mit Filia, ihrem Lieblingspony

Ich hatte mich bis dahin mit Anni oft sehr lebhaft per E-mail unterhalten. Das hat einmal damit angefangen, dass die Dackelhündin Luna von Anni und Manuel Dackellähme bekommen hatte und ich auch versucht hatte mitzuhelfen, mehr Informationen darüber zu finden, wie man dem armen Tier helfen könnte. Später stellte ich fest, dass sie kurz vor diesem Treffen noch freundliche Antwort-mails an mich geschickt hatte, danach allerdings hat sie nie mehr auf irgendetwas reagiert, was ich ihr schrieb.
Was an diesem Tag wer zu Anni über mich gesagt haben mag, entzieht sich meiner Kenntnis, aber ich bin sicher, es hat sie an diesem Tag jemand gegen mich aufgehetzt, und das so gründlich, dass sie beschloss, mich nicht darüber zu informieren, dass sie mich zur Oma machen würde. Mein Enkel Jarvin von Manuel und Anni, der irgendwann im November 2009 auf die Welt kam (ich habe das Datum inzwischen vergessen, habe das Kind ja auch noch nie sehen dürfen), war schon einige Wochen alt, als ich auf dem Jappy-Profil meines Ex-Mannes einen virtuellen Schnuller als Geschenk von Freunden mit einem Text entdeckte, der darauf schließen ließ, dass er Opa geworden sei.

Anni, Dackelhündin Luna noch gesund und mein Ex Hansi

Mein Ex war inzwischen nicht mehr mit Katrin zusammen, sondern hatte sich in eine Babs aus Berlin verliebt, die auch gerade Oma geworden war. Die kleine Tochter ihrer Tochter und mein Enkel Jarvin sind ungefähr gleich alt. Auf diese dumme Tour erfuhr ich aber dann von Vanessa, Esther und auch Marius, von dem ich nun am ehesten angenommen hätte, er wäre womöglich Vater geworden, von welcher Frau auch immer, dass sie mir nicht sagen dürften, wer mich zur Oma gemacht hätte. Manuel war laufend zu Besuch da gewesen, aber immer ohne seine Frau. Meine Fragen, ob wir mal mit Oma zu Besuch kommen könnten, wimmelte er monatelang immer ab. Jetzt wurde mir auch klar wieso. Als wir telefonierten, gab es einen schlimmen Streit. Er behauptete, sie hätten ja überlegt, mich mal mit dem Kleinen zu Weihnachten zu besuchen, ganz gönnerhaft. Ja bin ich denn ein Hund? Ich bin die Oma dieses Kindes, von dem man mir die gesamte Schwangerschaft seiner Mutter über, die immerhin 9 Monate gedauert hat und nicht einmal bei seiner Geburt auch nur ein Wort gesagt hat, und hätte ich nicht zufällig diesen Schnuller entdeckt, auch wenn der gar nicht für Jarvin gedacht gewesen ist, wäre ich nie darüber gefallen.

Klinikfoto von Jarvin, geb. 13.11.09

Tja … Manuel erzählte mir, ich hätte ja erzählen können, dass ich von Anni und ihm Oma würde und Anni hätte Angst um ihren Arbeitsplatz gehabt, wenn jemand von der Schwangerschaft erfahren würde. Was für ein Quatsch. Sie hat jahrelang in diesem Betrieb gearbeitet und es gibt in Deutschland Mutterschutz. Ein noch fadenscheinigeres Argument hätte sich mein Sohn wirklich nicht mehr einfallen lassen können. Ich fand ein Foto des Kleinen auf der Homepage der Klinik, wo er auf die Welt gekommen ist. Ein süßer Kerl, der mich vermutlich nie kennenlernen wird. So grausam können Kinder sein.
Aber es geht noch grausamer.
Im September 2010 brach meine Mutter sich auf dem Flur ein Bein. Es war ein glatter Bruch und ich erlebte dabei leider den Pflegenotstand in Deutschland am Fall meiner Mutter so hart mit, wie man sich das nur vorstellen kann. Natürlich habe ich alle meine Kinder informiert, dass ihre Oma mit einem gebrochenen Bein im Preetzer Krankenhaus liegt. Zu Hause besuchen kommen, das taten meine Töchter ja nun beide nicht mehr, Manuel kam nur ohne seinen Sohn und Marius selten, aber der immerhin ohne feindselig zu sein. Ich musste sie ins Krankenhaus bringen und hinterließ als wichtig, dass man sie nicht mit Entwässerungsmitteln und anderen giftigen Medikamenten behandeln solle und dass sie so dement sei, dass sie unbedingt Aufsicht brauchen würde, damit sie nicht auf die Idee käme, nach der Operation aufzustehen, weil sie zur Toilette müsste. Eigentlich sollte sie nach einigen Tagen wieder nach Hause kommen, aber es glückte nicht, dass sie mit Hilfe der Krankengymnasten in der Klinik am Gehwagen laufen lernte.

Meine Mutter vor dem Sturz hier in der Glinkdskoppel in der Küche

Ich wurde in der Klinik überredet, meine Mutter zum Aufbauen in die Reha-Klinik Middelburg zu lassen. Dort seien Experten, die sie beturnen und ihr helfen würden. Ich hätte dazu nicht ja sagen sollen. Middelburg war weit weg von uns, über 80 km mit dem Auto. Nun ist es in Deutschland so, dass man Pflegegeld nur im ersten Monat weiter bekommt, aber dann nicht mehr, wenn die Pflegeperson in einer Klinik ist und die Pflege die Klinik macht. Wie also sollten Jürgen und ich es bezahlen, täglich mehrmals wie in Preetz noch möglich, zu meiner Mutter nach Middelburg zu fahren? Es ging nicht. Wir konnten nur jeden 2. Tag einmal kommen und uns um sie kümmern. Ich telefonierte mit allen Kindern, aber keins war auch nur einmal bei meiner Mutter in Middelburg, um uns zu unterstützen. Mama verfiel zusehens. Dann erzählte mir eine der nicht ganz so dementen Omis, dass sie laufend nachts um Hilfe schreien würde, sie könne deshalb kein Auge zutun. Ich wurde hellhörig und setzte mich mit dem Chefarzt der Reha-Klinik Middelburg in Verbindung. Ich sagte, er soll meine Mutter nach Hause bringen, so könne sie nicht gesund werden, ich würde hier zu Hause die Krankengynmastik selbst für sie arrangieren. Die Auskunft, die ich von diesem Arzt am nächsten Tag bekam, war niederschmetternd, obwohl es noch nicht alles war, was man meiner Mutter im Krankenhaus angetan hat, sondern nur der Anfang. Aus dem glatten Bruch war ein Trümmerbruch geworden. Es muss sie jemand fallen lassen haben oder aus dem Bett fallen lassen. Wo, wann, ließ sich nie ermitteln. Es kann in Preetz und auch in Middelburg passiert sein. Ich gehe aber davon aus, dass es wahrscheinlich schon in Preetz passiert ist, denn sie war ja schon dort nicht in der Lage, nach der OP zu stehen und zu gehen und kam aus diesem Grund zur Weiterbehandlung nach Mittelburg.

Mama, Boomer, Chérie und ich vor dem Sturz am Postsee

Also kam Mama zurück. Für die 2. OP schenkte ich ihr einen kleinen Glücksbringer, ein Glücksschweinchen, der später noch eine Rolle spielen soll, eine symbolische. Mama überlebte diese zweite OP nur knapp, war eine Weile in der Intensivstation, aber sie überlebte. Als sie nach Hause kam, erwartete mich ein weiterer Schock. Ich hatte darum gebeten, den Katheter aus ihrer Blase entfernen zu lassen. Außerdem hatte ich angegeben, dass ich jetzt Hafemann heißen würde und wer die neue Hausärztin in Preetz wäre, die meine Mutter jetzt behandeln würde. Als der Krankenwagen kam, wunderte ich mich, wo die Träger denn bleiben würden. Die klingelten oben im Haus bei einer Frau Braasch, die dort wohnt und zufällig den gleichen Namen hat wie mein früherer Ehename. Ich heiße ja aber seit meiner Scheidung wieder Hafemann. Die Unterlagen waren auf den ehemaligen Hausarzt meiner Mutter aus Kirchbarkau ausgestellt, der längst Rentner war, nicht auf ihre neue Hausärztin. Und sie hatten sie mit einem regelrechten Medimamentencocktail gefüttert und ihre vormals schon schlechten Leberwerte waren noch schlechter geworden, neu dazu gekommen waren nun auch noch schlechte Nierenwerte. Ganz toll. Unter den Medikamenten waren auch zwei hammerharte und süchtig machende Psychopharmaka zum Ruhigstellen gewesen. Ich erfuhr später von einer Nachbarin, die in einem Pflegeheim arbeitet, dass solche Medikamente in unseren Pflegeheimen für demente unruhige alte Menschen, da man keine Zeit für die Leute hätte, an der Tagesordnung seien. So stellt man sie ruhig, damit sie nicht ständig schreien und brüllen. Na klasse.

Mama viele Monate nach dem Sturz beim Laufenlernen

Ich stellte dann fest, dass meine Mutter eine total vereiterte Blase hatte und unter einer tierischen Verstopfung litt. Die Verstopfung wird von den Psychopharmaka gekommen sein, ich habe das als Nebenwirkung nachgelesen. Die Verstopfung ließ sich relativ leicht beseitigen, die Blasenentzündung zwar auch, aber nicht die Krampfblase. Meine Mutter schrie noch monatelang laufend vor Schmerzen, weil sie nicht pischern mochte und den Harn immer so lange zurück hielt wie es irgendwie ging. Die Krankengynmastin erzählte mir, dass sie dieses Problem kennen würde. Viele alte Leute, die man nicht in Windeln wickelt, sondern aus Zeitmangel an einen Katheter anschließt, würden diese schmerzhafte Krampfblase entwickeln und sich deshalb im Alter als Pflegefall furchtbar quälen.

1.4.2011 – Erste Ausfahrt nach Lieferung des Treppensteigers

Es ist entsetzlich, sich das vorzustellen. Warum wickelt man alte Leute, die inkontinent sind, nicht einfach in Windeln? Ich habe das danach doch auch getan. Und warum hindert man denn die Menschen, die ihre Verwandten gern pflegen würden, daran, das auch tun zu können. Will man damit erreichen, dass Renten eingespart werden, denn so werden alte Menschen ja viel früher und unter grässlichen Qualen sterben als es sein müsste, wenn man sie in ihren Familien lassen und die bei der Pflege unterstützen würde.

Mit der Zeit lernte meine Mutter, wieder zur Toilette zu gehen, die Schmerzen beim Wasserlassen ließen nach. Sie lernte auch in der Wohnung am Gehwagen laufen. Jürgen half mir mit Mama, die ja genauso dick wie ich und deshalb sehr schwer war. Im ersten Vierteljahr durfte sie gar nicht aus dem Bett, sich nur zum Essen auf die Bettkante setzen. Sie konnte lediglich aus dem Fenster ihres Zimmers nach draußen sehen. Die Hausärztin taugte übrigens gar nichts. Sie kam kaum raus und irgendwann am Telefon meinte sie, das würde ja so schlecht bezahlt und da ich keine Medikamente wollte, würde sie so zusetzen. Tolle Zustände. Die Frau mag recht haben, aber was haben wir denn für bescheuerte Gesetze, wenn Ärzte nur dann was an ihrer Arbeit verdienen, wenn sie ungesunde Pillen verschreiben???

Hansi mit Vanessa, Musel, Esther und Manu, Mama vermisste die Familie

Im Frühling bekamen wir einen Treppensteiger, der uns ermöglichte, mit meiner Mutter mit dem Rollstuhl das Haus zu verlassen. Das ist so ein Gerät, den man an den Rollstuhl anschließt und dann die Treppen runter fahren kann. Manuel und Marius kamen noch zu Besuch, Manuel aber immer noch ohne seine Frau und ohne Jarvin. Esther und Vanessa blieben hart. Meine Mutter hat von beiden ihre Urenkel nie mehr zu sehen bekommen, bis sie starb. Ich durfte aber meine Mutter mit beiden telefonieren lassen. Es tat mir weh, kein Kontakt zu Kindern ist besser als so eine Fendseligkeit erleben zu müssen, aber ich wusste, meine Mutter kann nicht mehr lange leben, so schlecht wie es ihr ging, also suchte ich diese Telefonate mit meinen Töchtern, meiner Mutter zuliebe.

Jürgens Tochter mit seinem kleinen Enkel 2011

Im gleichen Frühling meldete sich nach 18 Jahren ohne Kontakt Jürgens Tochter. Sie war mit einem ehemaligen Preetzer verheiratet, hatte einen Sohn, der Gabriel heißt und damals 4 Jahre alt war. Einerseits freute Jürgen sich. Er sagte aber auch, er kennt seine Tochter. Sie sei launisch und schwierig und er sei nicht sicher, ob das wirklich dauerhaft so bleiben würde. Es blieb auch nicht so. Wir waren einmal gemeinsam in einem Zoo, nahmen die drei auch mit nach Bad Segeberg zu den Karl-May-Festspielen, was kurz vor dem plötzlichen Tod meiner Mutter war. Ich kaufte nach Mamas Tod noch ein Weihnachtsgeschenk, das ich später einem anderen Jungen schenkte, denn Anfang Dezember 2011 vergaß Jürgen den Geburtstag seiner Tochter, die uns auch nicht eingeladen hatte, und plötzlich brach sie den Kontakt zu ihm ab. Er war totunglücklich. Sie war nur gekommen, um eine alte Wunde wieder aufzureißen. Sie reagierte auf keine Entschuldigung von Jürgen, dass er doch nur nicht daran gedacht hätte nach so langer Zeit. Später suchte sie den Kontakt zu mir bei Facebook und versuchte, mich gegen ihren eigenen Vater aufzuhetzen. Sie ging dabei so weit, dass ich beschloss, ihr die Wahrheit zu sagen, nämlich dass Jürgen ihre Mutter nur geheiratet hatte, weil er nach 9 Jahren erfahren hatte, sie sei seine Tochter und man hätte sie ihrer Mutter weg genommen und in ein Kinderheim gesteckt. Ohne diese Ehe wäre sie da nicht wieder raus gekommen. Schon mit Ehe wäre es schwierig genug gewesen, sie nach Hause zu holen. Sie wollte mir nicht glauben, dass Jürgen ihr richtiger Vater sei. Ihre Mutter hat ja früher nicht gewollt, dass sie es erfährt. Nun weiß sie es. Wieder gesehen haben wir weder sie noch Jürgens Enkel Gabriel.

Jürgens Schwiegersohn, Tochter, Enkel, Jürgen und Mama

Aber nun zurück zu meiner Mutter. Vanessa habe ich mehrfach mit Mama in der Tierklinik besucht, wo sie arbeitet. Esther habe ich dann auch einfach mit ihr besucht. Wir hatten das Gefühl, es freute sie sogar, dass wir da waren. Sie holte extra ihre beiden Ziegen, um sie uns zu zeigen. Sie erlaubte mir auch, Nixe und Reno und die anderen Pferde zu fotografieren. Nur Raphael war nicht da. Der war gerade auf Klassenfahrt. Sie erzählte aber viel von ihm und auch von dem schlimmen Unfall ihrer Stute Nova, die beim Kennenlernenlaufen einen Sehnenriss davon getragen hatte.

Aber dann wollte ich Esther Fotos von diesem Treffen mailen und bekam die auf eine ganz sonderbare Art und Weise zurück. Ich hatte die Bilder an die Mail-Adresse der Homepage von Esthers Reitschule geschickt. Stunden später kam eine nach einer Rück-mail mit Fehlermeldung aussehende mail zurück, aber die war nicht echt, was ich daran sah, dass mein Name zum Teil mit f und auch mit v geschrieben war. Also Hafemann, aber auch ab und zu Havemann. Das macht kein Computerprogramm, das schickt logischerweise eine mail, wenn das Postfach voll ist, dahin zurück, wo die mail auch her gekommen ist und schreibt nicht den Namen falsch.

Meine Mutter bei Vanessa in der Tierklinik, wo sie arbeitet

Die mail kam auch nicht von Esthers Homepage zurück, sondern von einem Verlag Ihres Mannes und eines Professors, mit dem er gemeinsam Bücher über Kieler Stadtteile vertreibt. Und dann sah ich dort auf dieser Homepage dieses Verlages, wer sich um diesen Verlag kümmert, und das war die Ex meines Kleinen Imke.
Ich war so verdattert, dass ich mich dabei vertan habe, diese mail an meinen Mann Jürgen weiterzuleiten, dem ich sagen wollte, er soll nichts davon meinem Jüngsten sagen, den wir am kommenden Tag zum Essen erwarteten und aus Kiel abholen wollten. Ich schickte die mail, die eigentlich mein Mann bekommen sollte, leider als Antwort an diesen Verlag zurück.

Jürgen, Mama und Esther bei meinem Versuch, alles ins Lot zu bringen

Später rief mich Esther an, ich solle ihr nie wieder Fotos schicken. Offensichtlich hatte sie großen Ärger bekommen als raus kam, dass sie mit ihrer Mutter und Oma geredet und den Besuch geduldet hat. Mein Kleiner kam am nächsten Tag nicht mit zum Essen, sondern maulte eine ganze Weile mit uns, denn dass ich nicht wollte, dass er erfährt, was wir gerade über Imke erfahren haben, hat ihn wütend auf mich gemacht. Es war sofort bei ihm angekommen, dass ich das raus bekommen hatte und schlagartig begriffen, über wen die Person, die uns das alles eingebrockt hat, vermutlich Zugang zu allen Daten auf unserem früheren Familienserver gehabt hat, nämlich über seine Ex-Freundin. Denn dieser Verlag ist sicherlich damals auf dem gleichen Server gewesen, was ich nie geahnt habe.

Esther und Jumper
Nova, von deren Unfall mir Esther an dem Tag erzählte
Esther erzählte Geschichten von ihren Ziegen und holte sie extra, um sie uns zu zeigen

Ich habe damals auch immer meine eigene Homepage auf diesem Server bearbeiten können. Mein Sohn hat nur immer gesagt, Mama geh nie woanders rein, Du könntest die Seiten der anderen aus Versehen ruinieren. Ich bin auch nie woanders rein gegangen außer auf meine eigene Homepage, als ich noch auf diesem Familienserver war. Aber jeder hätte es gekonnt, ich ja auch bei den anderen Seiten. Ich hatte ja Master-Rechte. Wer sonst noch Master-Rechte hatte, weiß ich nicht. Aber jeder, der sie hatte, hätte besagte Morddrohungen an die Ex meines Ex schicken, meine intimen Texte aus meinem Forum in die Öffentlichkeit schieben und auch verändern können und vieles mehr und ebenfalls in unserem e-mail-Account sehen, was für ein Passwort Jürgen bei Clipfish hatte, um dort als Kommentar zu schreiben, er würde Nixe, Reno, Chiwa und Prima wieder bei Esther wegholen wollen, was sie ja damals so wütend gemacht hat, dass alle diese Dinge passiert sind.

Der letzte Tag, an dem ich Nixe streicheln konnte

Tja … ich habe begriffen, was passiert ist und wie ungefähr es passiert ist. Wer genau mein wirklicher Feind in dieser Familie war, das weiß ich immer noch nicht und werde es auch nie wissen. Aber jeder der Mitläufer aus meiner Familie hat sich vor den Karren eines Sadisten spannen lassen und rennt in seinem Auftrag, nur unser Kleiner ist noch resistent dagegen. Wie lange noch, das weiß ich nicht, denn diese Rolle wird er auch nicht unbegrenzt durchhalten, kann er gar nicht. Mobbing zieht irgendwann alle rein, auch die, die sich anfänglich noch wehren.
Das alles passierte im Mai. Meine Mutter hatte noch einen schönen Sommer, aber einen zweiten Besuch bei Esther konnte es so nicht mehr für sie geben, wie ich gehofft hatte oder sogar eine Entspannung zwischen mir und meiner jüngsten Tochter.

Jürgen und Reno, als wir ihn, Nixe, Esther und alle Pferde zum letzten Mal besuchten

Ende Juli besuchte uns Manuel, als meine Mutter Geburstag hatte. Er erzählte uns, dass er sich selbständig gemacht hätte, seinen Traum verwirklicht, eine eigene Oldtimer-Werkstatt bei sich zu Hause zu haben und davon auch zu leben. Er hätte nicht gewollt, dass seine Frau wieder arbeiten geht und den kleinen Jarvin zu lange alleine ließe. Das klang alles sehr positiv. Ich fand die Idee gut. Manuel sagte, er würde einige Tage mit der Familie nach Dänemark fahren wollen, wäre an seinem Geburtstag nicht zu Hause, denn natürlich habe ich wieder versucht, ob wir ihn nicht einmal besuchen kommen könnten. Er brachte auch Fotos von Jarvin mit, der inzwischen zwei total niedliche Zähne bekommen hatte. Tja, unter anderem dachte ich, dass es Manuel und Anni finanziell gut ginge und sie keine Sorgen hätten. Dass ich das dachte, ist wichtig, denn unter diesem Aspekt, habe ich ihn einige Wochen später um Hilfe gebeten und ging auch davon aus, dass er mir helfen könnte. Erst später erzählte mir mein Jüngster, dass Manuel sich erst selbstständig gemacht hat, nachdem er über ein Jahr arbeitslos gewesen ist. Es wäre möglich, dass seine spätere Reaktion auf eine Hilfebitte an ihn nur so krass ausgefallen ist, weil er nicht zugeben konnte, dass er mir gar nicht helfen konnte, weil er selbst auch zu wenig Geld hatte. Das hätte ich erstens verstanden und dann auch ganz anders gefragt, wenn ich es auch nur geahnt hätte.

Manu und Mama bei seinem letzten Besuch

Etwas später fuhren wir noch mit meiner Mutter und Jürgens Tochter, Schwiegersohn und Enkel nach Bad Sebegerg und nahmen Mama dort auch mit. Sie konnte sich an zwei Dinge noch tagelang gut erinnern, und das war der Besuch von Manuel und die Fahrt mit dem Rollstuhl mit ihm am Postsee entlang, aber auch wie der Weißkopfseeadler in Bad Segeberg über ihren Kopf geflogen war, weil sie der große Adler so nah so beeindruckt hatte.

Tja, und dann kam das Ende von Mamas Leben. Ich weiß noch genau, dass sie sagte, es würde ihr letzter Sommer werden, als wir die erste Ausfahrt mit dem Rollstuhl im Frühling 2011 mit ihr machten. Und ich sagte, ach Mama, es kommen noch viele Sommer, aber sie sagte, nein, dieser hier wäre der letzte, sie würde keinen weiteren Sommer mehr erleben. Es war wirklich so. Kurz vorher fiel mir Mamas Glücksschweinchen aus Versehen von der Fensterbank in ihrem Zimmer, wo es einen Platz hatte, an dem sie es immer sehen konnte. Ich bekam einen großen Schreck und sagte zu Jürgen, oh Gott, hoffentlich ist das kein böses Omen, dass mir das Glücksschweinchen zerbrochen ist. Aber es war ein böses Omen. Mein Bauch hatte recht wie so oft, wenn er mir etwas mitteilte. Als der Sommer vorbei war, bekam meine Mutter in meinen Augen eine Magengrippe. Sie fing an, sich zu übergeben. Es wurde einfach nicht besser und war Ende September. Ich war pleite, hatte weder genug Geld für die Praxisgebühr noch für viele Liter Milch, Mineralwasser, Toast oder andere Dinge, die gut gegen eine Magengrippe wären. Deshalb rief ich Manuel an, der mir am Telefon wütend erzählte, ich würde ja meine Pferde mit Kiwis füttern und er würde mir nicht helfen. Entsetzt legte ich den Hörer auf. Vanessa war pleite, Marius ebenfalls, weil sein Bafög wiedermal nicht rechtzeitig gekommen war und er sich selbst schon überall Geld geliehen hatte, um überhaupt noch was zu Essen zu haben. Esther war auch pleite. Unsere Freundin Ela konnte uns mit dem letzten Geld, was sie noch hatte, ein bisschen helfen, aber das rettete meiner Mutter nicht mehr das Leben.

Jarvin 2011 – ich habe ihn nie persönlich gesehen

Jürgen war gerade beim Jobcenter, als sie plötzlich begann, wie eine Sirene zu schreien. Ich musste die Klinik anrufen, den Krankenwagen rufen. Es wollte uns keiner einen Tropf nach Hause bringen, damit ich ihr hier helfen könnte. Ich dachte immer noch an eine Magengrippe. Es war aber keine. Es war Nierenversagen. Das war der Anfang vom Ende und ich erlebte mit dem Tod meiner Mutter nicht nur deshalb, sondern auch wegen vieler anderer Dinge die wohl schlimmsten Monate meines bisherigen Lebens. Warum das wo war und wie Jürgen und ich danach ganz allmählich wieder auf die Beine kamen, werde ich Euch im nächsten Teil erzählen.
LG Renate

Ursprungslink: http://unserelebensgeschichte.blogspot.com/2016/03/bilanz-mein-leben-in-einem_4.html

Pferde – Unsere stolzen Freunde – Teil 22

Erlebnisse in letzten Stall in Boksee und nach dem Tod meiner Mutter

Silvester 2010/2011 ganz allein mit meiner Mutter, die monatelang nur im Bett hatte liegen müssen und nun seit Weihnachten jedenfalls wieder ab und zu auf dem Sofa bei uns sitzen durfte.

Ob Mamas langer Leidensweg der Grund war, weshalb uns der erste Stall in Boksee plötzlich raus schmiss .. wie gesagt, ich weiß es nicht … ich kann nur sagen, dass wir Verständnis von diesen Leuten wirklich keines erfahren haben, die uns ausgerechnet in einer Phase, in der meine Mutter ums nackte Überleben kämpfte und Jürgen und ich natürlich helfen mussten und nur immer kurz zu den Pferden fahren konnten und man mir dann anhängte, ich hätte im Forum ja erzählt, die Zäune wären mehrmals kapputt und die Pferde weg gelaufen gewesen und darüber nachgedacht, ob ein zu weit nach hinten aufgesetzter Sattel vielleicht der Grund war, warum Prima Jürgen dann doch wieder abgeworfen hat .. nichtmal böse gemeint ja .. das war alles so fadenscheinig und ich vermute, es gab da ganz andere Gründe als die, die uns genannt wurden, um den schönen Schein zu wahren.

Der nächste Stall, in den wir ja wirklich unfreiwillig wechselten, war anders, aber besser keinesfalls.

Weg gelaufen sind uns Teile der Herde dort nur einmal, und sowas kann wirklich überall mal passieren und nicht wie im Stall in Boksee davor, nun immer wieder alle paar Tage, wo man wirklich froh sein kann, dass da nicht sonstwas passiert ist, weil ein Riesenschutzengel dort die Tiere und Menschen lange beschützt hat.
Übrigens nicht immer, denn vor ein paar Monaten ging dann in der Presse rum, dass dort einer der Hofhunde von einem Jäger erschossen worden sei, von den Tierschützern sehr verbreitet und mit sehr viel Wut auf die Jäger im Allgemeinen begleitet. Nun ja, der Umgang dieser Familie mit ihren Hofhunden war aber genauso leichtsinnig wie der mit den Pferden und auch wenn ich diesen speziellen jungen Doggenmix nicht mehr kennengelernt habe, sowas musste mal passieren und auch wenn dieser Jäger vielleicht ein merkwürdiger Typ gewesen sein mag, hätte diese Familie ihre Hunde beaufsichtigt, hätte kein Jäger auf das Tier schließen können und hätte diese Familie die Pferde nicht laufend weglaufen lassen, hätte ich auch nie im Forum darüber geschrieben.
Na ja … im anderen Stall in Boksee war das nicht so, da liefen die Pferde in etwas über einem Jahr, wo wir dort waren, nur das eine Mal weg und sowas ist in meinen Augen nicht fahrlässig, sondern kann vorkommen. Wir waren von Januar 2011 bis Mai 2012 in diesem zweiten Stall in Boksee.

Unsere Beziehung fing unter der Aufforderung an, doch schriftlich in unserem Vertrag festzuhalten, dass ich keine Fotos außer von unseren eigenen Pferden machen dürfte, nichts schreiben, was nicht meine Tiere ganz persönlich beträfe und auch Probleme ganz sicher nicht mit den anderen Einstellern besprechen dürfte, sondern mich grundsätzlich an den Bauern zu wenden hätte, wenn es ein Problem gäbe.

Ich fühlte mich von Anfang an nicht wohl, obwohl ich später feststellte, dass ich seine Freundin und deren eines Pferd kannte, und zwar von einer Plauderei aus einem Thread aus reitforum.de, wo wir darauf kamen, dass sie und die ehemalige Reitbeteiligung Jessica aus Wellsee oft gemeinsam in Kiel-Moorsee und Meimersdorf ausgeritten seien und sie deshalb unseren Reno sehr gut kennen würde und auch die Geschichte, wie Nixe damals aus Kiel-Wellsee plötzlich von der Weide verschwunden ist.

Aber diese Freundin hatte rein gar nichts zu sagen.

Ich sprach mit ihr ab, dass Chiwa in den Wintermonaten ruhig einmal auf die Weide dürfte. Das ist nie passiert. Chiwa hat dort im kommenden Frühjahr einen ganz späten Fellwechsel gehabt, es fehlte der Rehegruppe, mit der dieser Stall noch heute wirbt, wenn er Anzeigen aufgibt, einfach an ein wenig begrenztem Weidegang, was auch Rehepferde brauchen.

Hufrehe hatte Chiwa dort nie, aber Verletzungen gab es bei unseren Pferden oft, denn die Herde war nie konstant, weil die Einsteller kamen und gingen, und das ununterbrochen. So waren laufende Rangordnungskämpfe in beiden Herden, sowohl der Rehegruppe als auch der anderen Gruppe, in der Prima war, an der Tagesordnung.

Warum manche Leute gingen, habe ich nur ab und zu mitbekommen, und nicht jeder dort ging ohne Wut, viele sind auch gegangen, weil sie sich an allen möglichen Dingen extrem geärgert haben.

Jürgen und mich ärgerte anfänglich am meisten, dass die Pferde sehr schnell keine Mähne mehr hatten, was an der Art der Heufütterung lag, das immer unter einem Balken durch auf einem Gang vor den Offenställen ausgebreitet wurde. Eine schöne Mähne mag für ein Pferd nicht lebenswichtig sein, aber ich fand die herrlich langen seidigen Mähnen von Prima und Chiwa immer schön und fand meine Pferde bald regelrecht verunstaltet deshalb. Und Chiwas struppiges Fell im 2. Sommer gefiel mir erst recht nicht, denn ein bisschen Gras braucht nun einmal jedes Pferd wegen bestimmter Vitamine darin.

Nicht gestört haben mich die beiden Plätze, ein kleiner Reitplatz ohne Normgröße und ein nur mit Steckpfählen abgestecktes kleines Round Pen. Jürgen und ich brauchen keinen Normreitplatz und da hier zwei Plätze waren, war das ganz nett. Der Hof lag auch gut in Bezug auf Spaziergänge durch das Dorf. Wir sind deshalb oft dort spazieren gegangen, oft schon wegen Chiwa, damit sie unterwegs ein wenig an den Wegrändern Gras fressen konnte.

Gegangen sind Jürgen und ich aus einem anderen Grund. Wir hatten sehr ehrlich zu Beginn dieses Einstellvertrages besprochen, dass die Annahme nahe läge, dass wir dann vorübergehend in Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten, wenn meine Mutter irgendwann sterben würde. Wir könnten diese Situation durch nichts abfedern, denn ein Pflegefall der Stufe III braucht einen bis zum letzten Atemzug, aber dann ist man von heute auf morgen ohne Arbeit und ohne Pflegegeld, das in diesem Staat ja sofort wegfällt, bei Hartz IV pur.

Wir haben damals gesagt, dann müssen wir suchen und es kann passieren, dass das ein paar Monate dauert. Damit war der Bauer auch einverstanden und meinte, da würde sich dann schon eine Lösung finden wie zu helfen statt zu zahlen.
Aber als es dann passierte, sah die Sache ganz anders aus. Als Mama noch lebte, war es normal für uns, immer sehr früh zu zahlen, denn dieser Bauer war immer pleite und froh, dass Mamas Geld oft schon in den letzten Tagen des Vormonats vor Fälligkeit gebucht wurde. Uns war das egal. Aber als Mama gestorben war und uns seine Freundin noch gesagt hatte, wir sollen uns keine Sorgen machen, die Pferde seien bei ihnen sicher, kam dann bereits im 2. Monat, als wir nur mit der Zahlung für ein Pferd gerade 10 Tage im Rückstand waren und noch keinen neuen Job hatten und sogar feststand, ich würde bald einen 1-Euro-Job machen können, bereits die versteckte Äußerung, er würde Prima verkaufen, das sei doch für alle das Beste.

Na klasse.

Ich bekam das fehlende Geld dann von einem alten Kinderfreund, den ich bei Facebook nach Jahrzehnten in Frankreich wiedergefunden habe, der so Prima das Leben rettete und uns überbrücken half, bis Jürgen und ich dann die heute ausgeübte Tätigkeit als Werbetexter gefunden haben.

Ab Januar 13 war erstmal alles recht sicher, aber nur ein bisschen, denn Boksee ist ein Ort, der ohne Auto nicht zu erreichen ist und unser Auto war alt. Als unser Ford Mondeo nicht mehr wollte, fanden wir einen günstigen Renault Twingo, aber mein Bauch sagte mir, weg da, ich muss etwas finden, wo unsere Pferde sicher sind, auch wenn das Geld einmal richtig knapp wird und wir uns ein Auto vielleicht nicht mehr leisten können.

Die Möglichkeit dazu ergab sich dann im Juni 2012.

Bis es soweit war und auch danach .. .was ich durch unseren Schmied und einige Facebook-Bekannte erfahren habe … blieb es in diesem Stall beim ewigen Wechsel der Einsteller.
Ich weiß nicht genau, warum alle anderen gingen, habe bei einigen mitbekommen, dass sie auch ab und zu nicht ganz pünktlich bezahlen konnten und sicher dann nicht anders als wir behandelt worden sein werden, ich weiß nur warum Jürgen und ich gingen.

Und es ist mir auch wurscht, ob in meinem Einstellvertrag einmal drin stand, ich soll nichts über diesen Stall schreiben. Ich werde keine Fotos von anderen Pferden außer unseren dort zeigen, aber unsere schon, das ist mein gutes Recht genauso wie zu sagen, nun das war irgendwo im Dorf Boksee bei Kiel und wir waren von Anfang an nicht glücklich dort alleine schon wegen diesem Knebelvertrag, der mir verbot, über das Leben unserer Pferde dort wirklich ehrlich zu schreiben.

Was ich dort ausgerechnet nach dem Tod meiner Mutter, der mich sowieso schon sehr mitgenommen hat, miterleben musste, war Herzlosigkeit pur.

So ein Bauer sollte keine Einstellpferde, sondern doch besser Schweine und Rinder zum Schlachten halten, denn diese Form von Tierhaltung entspricht sicher viel eher seiner Mentalität und der Art und Weise, wie er über Tiere denkt und was er fühlen mag.

Nur weil Pferde mehr Geld bringen, ist man in so einem Stall unter solchen Umständen nicht gut untergebracht, gerade weil Pferde, wenn sie einmal krank werden, einen in extreme finanzielle Schwierigkeiten bringen können und wenn man dann keinen Stallbetreiber hat, der auch einmal ein Herz für Tiere hat, ist man hoffnungslos verloren und vor allen Dingen ein Lebewesen ist dort ausgeliefert, nämlich ein Pferd, das möglicherweise wie unsere beiden nur einen Schlachtwert hat, was so einem Menschen ja ausreicht.

Was aus Nixe und Reno wurde, erfuhr ich leider auch zu dieser Zeit ausgerechnet dann, als meine Mutter im Sterben lag. Ich rief deshalb Esther an und bei diesem Gespräch erzählte sie mir, sie hätte beide verkaufen müssen und außerdem ihre anderen Pferde Filia, Max und Rika. Aber sie weigerte sich, mir zu sagen, an wen sie Nixe und Reno verkauft hätte. Seitdem habe ich nie mehr ein Wort mit meiner Tochter Esther gewechselt, die ich sonst noch immer ab und zu angerufen habe und im Frühling 2011 davor sogar mal so mutig war, sie mit Jürgen und meiner Mutter zu besuchen, als ich fühlte, meine Mama wird bald sterben, damit sie Esther noch einmal sehen konnte. Raphael war leider damals auf einer Klassenfahrt. Ich machte noch Fotos von Nixe, Reno und allen anderen Pferden und erfuhr, dass Esthers neue Jungstute Nova einen sehr schweren und teuren Unfall gehabt hatte. Sie ließ sie nicht sterben und ich glaube zu wissen, was dazu führte, dass sie auch Nixe und Reno verkauft hat, nämlich deshalb. Dennoch tut es weh und noch mehr, dass sie damals nicht ehrlich mit mir darüber geredet hat, damit ich es jedenfalls nachvollziehen konnte und mir nicht gesagt hat, wo die Tiere geblieben sind, damit ich jedenfalls mal hin fahren und sie anschauen kann. Das hätte nicht sein müssen und das nehme ich ihr übel. Zurück haben hätte ich die zwei doch gar nicht wollen, ich wäre doch gar nicht in der Lage gewesen, sie auch noch nebst Prima und Chiwa zu ernähren. Warum also dieses Schweigen?

Tja .. meine kleine Tochter, auf die ich immer so stolz war, weil sie so gut reiten und mit Pferden umgehen kann .. sie hat mich fast noch mehr verletzt wie ihre große Schwester. Hier an diesem Tag, als meine Mutter sie zum letzten Mal sah, war sie sehr nett .. auf der Beerdigung meiner Mutter saß sie mit ihrer Schwester auf der anderen Seite in der Friedhofskapelle und stand auch mit ihrer Schwester nicht bei mir, als meine Mama in ihr Grab gelassen wurde .. sie sah spindeldürr, verzweifelt und krank aus. Was immer sie auch erlebt haben mag, es hat sie möglicherweise noch mehr mitgenommen als mich das, was ich habe erleben müssen, und das war genau genommen unerträglich.

Nova .. meine Tochter Esther hat alles getan, ihr Leben zu retten .. ich verstehe das, ich hätte es sicher auch getan.

Meine liebe dicke Nixe … ich glaube, es geht ihr noch gut bei ihrer neuen Besitzerin, von der ich inzwischen weiß, wer es ist, weil sie ab und zu Preise mit Nixe gewonnen hat.

Reno, der an diesem Tag sehr erschöpft wirkte. Einige Monate später sah er aber wieder gesund aus. Danach sah ich ihn nie wieder.

Meine Mama ein paar Monate vor ihrem Tod ein letztes Mal bei ihrer kleinen Enkelin. Als ich danach wieder mit Esther telefonierte, lag meine Mutter im Sterben. Tja … nicht jede Erinnerung im Leben ist schön, auch wenn man die Menschen nach wie vor liebt, an die man sich da erinnert und sich zuweilen wünscht, man täte es nicht mehr, weil solche Erinnerungen tiefe Wunden reißen, die nie aufhören zu bluten.
Und Vanessa kaufte zur gleichen Zeit den Haflinger Twister für ihre Tochter Janin? Warum ein neues Pferd? Warum hat sie nicht versucht, Nixe und Reno zu behalten. Als ich ihretwegen begonnen habe, Pferde hinter dem Haus zu halten, war sie erwachsen und hat mir in die Hand versprochen, sie würde gemeinsam mit mir für die Tiere da sein.

Ich bin so enttäuscht von meinen Töchtern und so verbittert deshalb, das könnt Ihr mir glauben, denn als ich Pferde hinters Haus stellte, hätte ich nie gedacht, wie sehr ausgerechnet meine eigenen Töchter, die ich immer für tierlieb gehalten habe, sich an ihnen versündigen würden.
Bis bald, wenn ich darüber berichten werde, wie wir dann von Boksee aus dort gelandet sind, wo wir mit Chiwa und Prima jetzt sind.

LG Renate

Ursprungslink: http://pferde-tiere-gesundheit-soziales-zeit.blogspot.com/2013/10/pferde-unsere-stolzen-freunde-teil-22.html